Bell OH-58 Kiowa
Bell OH-58 Kiowa

Daten und Fakten :

Der Bell OH-58 Kiowa ist ein leichter Aufklärungs- und Kampfhubschrauber der US Army.

Entwicklung und Indienststellung

1960 schrieb die Army einen Wettbewerb zur Entwicklung eines leichten Beobachtungshubschraubers LOH (Light Observation Helicopter) aus. Alle namhaften amerikanischen Hubschrauber-Hersteller reichten Entwürfe ein, Bell Helicopters nannte seinen Prototypen OH-4/206A und kam mit diesem Modell unter die besten drei, verlor den Wettbewerb dann aber gegen den Hughes OH-6 (MD 500).

Bei Bell war man jedoch vom OH-4 so überzeugt, dass man ihn mit nur unwesentlichen Änderungen für zivile Kunden produzieren ließ. Dieses Modell 206B (genannt JetRanger) in all seinen Weiterentwicklungen ist bis heute der wohl kommerziell erfolgreichste Zivilhubschrauber.

Inzwischen (1967) kämpfte Hughes mit scheinbar unlösbaren logistischen Problemen, die die Produktionskosten des LOH in die Höhe trieben. Die Army brauchte jedoch auf Grund des auf seinem Höhepunkt befindlichen Vietnamkrieges dringend kostengünstige Aufklärungshubschrauber. Der LOH-Wettbewerb wurde deshalb neu ausgeschrieben, und diesmal wurde Bells Modell 206A zum Sieger erklärt. Der Hubschrauber kam sofort mit großem Erfolg in Vietnam zum Einsatz, bis Kriegsende wurden über 2.000 Maschinen von Bell ausgeliefert.

Modifizierung und Export nach Österreich


Ab 1978 wurden 300 OH-58A zur leistungsgesteigerten Version OH-58C umgebaut (OH-58B waren Modelle für den Export nach Österreich). Die ersten OH58B für Österreich wurden am 14. Juni 1976 (3C-OA bis 3C-OF) in Kisten, teilweise zusammengebaut, nach Langenlebarn geliefert.

Weitere Kampfwertsteigerung

Um den Kampfwert der Hubschrauber weiter zu steigern, wurden OH-58 im Rahmen des Army Helicopter Improvement Program (AHIP) ab 1985 mit dem McDonnell Douglas MMS (Mast Mounted Sight) Mastvisier ausgestattet. Diese über dem Hauptrotor befestigte Kugel bildet heute das Kernstück der Aufklärungsfähigkeiten des OH-58. Sie besteht aus einer Tageslicht-Fernsehkamera, einem stabilisiertem FLIR sowie einem Laserentfernungsmesser und Zieldesignator. Das Gerät wurde bei der Aufrüstung der Kiowas zum Standard OH-58D in Serie verbaut.

Ab 1987 wurden dann 15 Maschinen unter der Tarnbezeichnung Prime Chance weiter modifiziert und bewaffnet. Die Bezeichnung für diese Maschinen lautete zunächst TF-118.

Neben den neuen optischen Systemen verfügt der OH-58D Kiowa Warrior auch über ein neues, übersichtlicheres Cockpit mit zwei Multifunktionsdisplays und Head-Up-Display für den Piloten. Neue Rotoren und stärkere Motoren und Getriebe machen ihn noch leistungsfähiger. Zur Aufzeichnung der Kamerabilder wurde ein Videorekorder eingebaut, außerdem erhielten die Flugwerke ein Navigationsgerät vom Typ ARN-118-Tacan. Es stehen ein Radarwarnempfänger AN/APR-39/44 RWR und ein AN/ALQ-144-Infrarotstörgerät (gegen wärmesuchende Raketen) zur Verfügung. Um in kontaminierter Umgebung fliegen zu können, ist ein Filtersystem eingebaut, das die Besatzung mit Frischluft für die MOPP-IV-Schutzkleidung versorgt, da der Helikopter selbst nicht luftdicht versiegelt werden kann. Außerdem verfügen die Helikopter über eine bessere Abschirmung gegen elektromagnetische Interferenzen, wie sie durch Schiffsradar ausgelöst werden können.

Bewaffnung


An zwei Pylonen können folgende Waffen angebracht werden:

je zwei Luft-Boden-Flugkörper vom Typ AGM-114 Hellfire

je zwei Stinger-Luft-Luft-Flugkörper

je ein M260-Raketenstartbehälter für sieben ungelenkte 2,75"-Hydra-70-Raketen

ein schweres Maschinengewehr im Kaliber .50 BMG (nur linke Seite)

Die Waffenkonfiguration wird meist so gewählt, dass ein Zweier-Team von Helikoptern jede der oben genannten Waffen mitführt.

Bei der 1st Squadron 17th Cavalry der US-Armee sollen ca. 15 Kiowa Warrior in einer Low-Observable-Version im Einsatz stehen. Hierfür wurden die Maschinen mit radar-absorbierenden Materialien beschichtet, um den Radarquerschnitt herabzusetzen.

Einsatzbeispiel

Kiowa Warrior waren zwischen 1987 und 1989 erfolgreich als Tankereskorten im persischen Golf eingesetzt und konnten auch im zweiten Golfkrieg erfolgreiche Angriffe gegen Schiffe, Raketenstellungen und andere Ziele vorweisen, ohne eigene Verluste hinnehmen zu müssen. Weitere Einsätze erfolgten im Rahmen der Peace Implementation Forces (IFOR) in Bosnien-Herzegowina.

Der Nachfolger

Da es schwere Verluste im Irak zu verzeichnen gab und die zum Teil fast 40 Jahre alten Hubschrauber langsam am Ende ihrer Dienstzeit angelangt sind, wurde am 9. Dezember 2004 der Armed Reconnaissance Helicopter (ARH) ausgeschrieben. Bell Helicopter Textron beteiligte sich mit der Bell 407, MD Helicopters Inc. hingegen mit einer modernisierten MH-6 Little Bird. Am 29. Juli 2005 gab die US Army die Bell 407 als Gewinner der ARH Ausschreibung bekannt. Der auf der Bell 407 basierende Hubschrauber trug nun die Bezeichnung ARH-70A und sollte ab 2008 die alten Maschinen vom Typ Kiowa ersetzen, wobei die Anschaffung von 368 Hubschraubern geplant war. Am 16. Oktober 2008 gab das Pentagon jedoch bekannt, die Neuanschaffung des ARH-70 zu stoppen. Grund dafür waren die zu niedrigen Leistungen sowie die Überschreitung der Anschaffungskosten.

EADS bietet der US Army einen Nachfolger an, den Armed Scout 645, welcher derzeit in der Entwicklung und Demonstrationsphase ist.

Derweil gibt es Versuche, die vorhandenen Hubschrauber mit neuen Glascockpit-Instrumenten auszustatten; die Angebotsphase wird für 2011 erwartet.

Technische Daten des Modells OH-58B (Österreich)


Triebwerk: 1 Wellenturbine Allison 250-C20 mit 294 kW (400 PS)

Höchstgeschwindigkeit: 222 km/h

Max. Startgewicht: 1.450 kg

Reichweite mit Standardbetankung: ca. 460 km oder 2,5 Flugstunden

Kraftstoffverbrauch: 85–90 l/h

Dienstgipfelhöhe: 6.400 Meter

Länge: 9,80 Meter

Höhe: 2,92 Meter

Rotordurchmesser: 10,77 Meter

Außenlasthaken: max. 550 kg Belastung

Bewaffnung: Gatlingsystem: sechsläufiges MG, 7,62 mm; Kadenz: 2.000 bzw. 4.000 Schuss/min; 2.000 Schuss im Munitionsbehälter; Einsatzschussweite bis 1.000 Meter

Technische Daten des Modells OH-58D


Triebwerk: 1 Allison-Wellenturbine T 703 AD-700 mit 478 kW (650 PS)

Höchstgeschwindigkeit: 241 km/h

Höchstgeschwindigkeit in 1220 m mit Beladung: 204 km/h

Max. Steigrate: 469 m/min

Leergewicht: 1.492 kg

Max. Startgewicht: 2.495 kg

Reichweite mit Standardbetankung: 460 km oder 2,5 Flugstunden

Länge über alles: 12,85 m

Rotordurchmesser: 10,67 m

Höhe: 3,93 m

Rumpfbreite: 1,97 m

bis 907 kg Waffenzuladung