Fiat G91
Fiat G91

Daten und Fakten :



Technische Daten:

Kenngröße G.91R.3 G.91T G.91Y

Konzeption Erdkampf- und Aufklärungsflugzeug Strahltrainingsflugzeug Jagdbomben- und Aufklärungsflugzeug

Erstflug 9. August 1956 (Prototyp) 31. Mai 1960 27. Dezember 1966

Spannweite 8,56 m 8,56 m 9,01 m

Länge 10,30 m 11,67 m 11,67 m

Höhe 4,00 m 4,45 m 4,43 m

Flügelfläche 16,42 m² 16,42 m² 18,13 m²

Leergewicht 3100 kg 3865 kg 3682 kg

Startgewicht 5440 kg 5500 kg 7800 kg

Antrieb eine Strahlturbine Bristol Siddeley Orpheus 803 Turbojet (Lizenz FIAT, 22,2 kN) eine Strahlturbine Bristol Siddeley Orpheus 803 Turbojet (Lizenz FIAT, 22,2 kN) zwei Strahlturbinen General Electric J85-GE-13A (12,1 kN mit Nachbrenner 18,1 kN)

Höchstgeschwindigkeit 1075 km/h in Bodennähe 1030 km/h in 1524 m Höhe Mach 0,93 in Bodennähe

Reisegeschwindigkeit 850 km/h 850 km/h Mach 0,75

Dienstgipfelhöhe 12 000 m 12 200 m 12 500 m

Überführungsreichweite 1850 km ? 3500 km

Bewaffnung zwei 30-mm-Kanonen DEFA mit je 125 Schuss

vier Aussenstationen unter den Flügeln

zwei Aussenstationen unter dem Rumpf zwei 12,7-mm-MG Colt Browning

zwei Aussenstationen unter den Flügeln zwei 30-mm-Kanonen DEFA

vier Aussenstationen unter den Flügeln

Die Fiat G.91 ist ein von der Firma Fiat hergestelltes strahlgetriebenes italienisches Kampfflugzeug, das ursprünglich die North American F-86 Sabre innerhalb der NATO ersetzen sollte.

Beschreibung:

Geschichte


Die Maschine, die wie eine leicht verkleinerte F-86 aussah - vielleicht ein Ausdruck der Tatsache, dass Fiat die F-86 in Lizenz baute -, ging als Sieger einer Ausschreibung der NATO für ein leichtes Jagd- und taktisches Unterstützungsflugzeug im Dezember 1953 hervor.Der Erstflug fand am 9. August 1956 statt, alle weiteren Tests, die 1957 in Frankreich durchgeführt wurden, bestand das Flugzeug problemlos. Sie stellte dort vor allem auch unter Beweis, dass sie in der Lage war, von Graspisten abzuheben und zu landen, eine besondere Forderung des Lastenheftes im Rahmen der Ausschreibung.Obwohl die G.91 das Vergleichsfliegen 1958 gegen die Konkurrenzmuster für sich entscheiden konnte, wurde sie -wohl aus politischen Gründen- nie zu einem Standardflugzeug innerhalb der NATO, sondern lediglich von Italien und der Bundesluftwaffe in größeren Stückzahlen beschafft. Später wurde sie auch von Portugal beschafft. In der Bundesrepublik wurden etliche G.91 auf Grund eines 1959 geschlossenen Lizenzfertigungsabkommens mit Fiat bei der Flugzeug Union Süd gefertigt; damit war die G.91 das erste strahlgetriebene Flugzeug, das in Deutschland in Lizenz u.a. bei DORNIER nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gefertigt worden war.Zunächst wurde die G.91 als Erdkampfflugzeug mit der genauen Bezeichnung G.91R gebaut, erste Auslieferungen erfolgten Anfang 1958.Das Flugzeug hatte bei den Piloten einen guten Ruf und galt als leicht zu beherrschen. In Anlehnung an die italienische Schauspielerin Gina Lollobrigida wurde die G.91 von ihren Besatzungen liebevoll "Gina" genannt.Da man die Vielseitigkeit dieses Modells recht hoch einschätzte, wurde es in verschiedenen Versionen auch als leichter Bomber zur Luftnahunterstützung eingesetzt.


Technische Beschreibung

Gefordert war in der damaligen NATO-Ausschreibung ein leichtes, einsitziges Erdkampfflugzeug mit einer zweisitzigen Trainer-Variante. Da FIAT schon zuvor die North American F-86 Sabre in Lizenz für Italien fertigte, war eine aerodynamische und technische Verwandschaft zu ihr unverkennbar. Auch die Fertigungsqualität war für die damaligen Zeit entsprechend sehr gut und die Absturzrate in ihrer aktiven Einsatzzeit auf Grund des einfach und sehr soliden Aufbaus war aufallend niedrig.
Die Zelle ist in Halbschalenbauweise aus Aluminium gefertigt. Der Flügel, mit maximal 4 Unterflügelstationen, war in der Mitte geteilt und beidseits am Rumpf angeschraubt. Das Heck konnte zu Montage- und Wartungsarbeiten in Höhe der Turbinenstufe des Triebwerkes mit 4 Schrauben schnell vom Rumpf abgetrennt und nach hinten abgezogen werden. Dadurch war die Maschine sehr leicht und preiswert modular zu fertigen und auch wartungsfreundlich. Das Cockpit erlaubte mit dem großen Plexiglas Canopy eine hervorragende Rundumsicht, besonders auch nach hinten. Die Ruder wurden ohne zusätzliche Kraftunterstützung direkt vom Steuerknüppel bzw. Pedale über Schubstangen und Umlenkhebel angesteuert. Die Höhenrudertrimmung wirkte, wie gut 10 Jahre zuvor bei der Me-262, durch einen elektrischen Stellmotor auf das gesamte Höhenruder. Die Landeklappen wurden -ausgeführt als hochwirksame Fowlerklappen- elektrisch mit je einer elektrisch angetriebenen Gewindespindel in zwei Führungen nach hinten unten ausgefahren. Die G.91 hatte keine Vorflügel oder Slats. Die Trimmung des Querruders erfolgte elektrisch. Die Querruder waren im Verhältnis groß, was sich in einer guten Wendigkeit und hohen Rollrate auswirkte. Die unter dem Rumpf angebrachten zwei großen Bremsklappen wurden hydraulisch mit einem Zylinder gekoppelt betätigt. Da die Bremsklappen unten angebracht waren, behinderten die ausgefahrenen Klappen den Piloten nicht bei der Sicht nach hinten. Das Dreibein-Bugradfahrwerk war ebenfalls hydraulisch betätigt. Das Fahrwerk konnte zusätzlich noch mit Stickstoff im Notbetrieb ausgefahren werden. Der Zylinder des Bugfahrwerkes war selbstverriegelnd, das heißt in Endlage auch ohne Druck sicher fixiert. Das Bugrad wurde beim Einschwenken wie bei der späteren F-16 aus Platzgründen automatisch um 90° verdreht. Der Hydraulikdruck wurde vom Bristol-Triebwerk geliefert. Es war der damaligen Zeit entsprechend als Turbojet ausgeführt, das heißt, es hatten keinen lärmdämmenden Mantelstrom, war einfach in Aufbau und Wartung, aber im Verhältnis zum Schub sehr laut. Das Einwellen-Axialtriebwerk hatten keinen Nachbrenner und war sehr verwandt mit dem der russischen MIG-15.
Der Pilot konnte sich im Notfall mit einen Schleudersitz der britischen Firma Martin-Baker aus dem Flugzeug katapultieren. Zuvor wurde das Canopy (Plexiglaskanzel) abgeworfen. Dazu war eine Mindestgeschwindigkeit und -höhe notwendig.Das niedrige Gewicht (nur ca. 5,5to Gewicht bei ca. 2 to Schub) und das im Verhältnis robuste Fahrwerk erlaubten die geforderten Starts und Landungen auf Graspisten. Dies wurde aber, der hohen Belastung und dem Risiko wegen, in der aktiven Zeit nur extrem selten durchgeführt. In Deutschland flog die G.91 bis in die Siebziger Jahre als Jagdbomber und später noch als Zielschlappflugzeug beim Condor-Flugdienst. Beim Zielschlepp war die R/3 unbewaffnet. Anstelle der zwei 30mm Kanonen rechts und links vom Cockpit wurden dann Stahlgewichte eingebaut, um den Schwerpunkt zu halten.Die -im Verhältnis zum amerikanischen Mustern der damaligen Zeit- sehr kleine Zelle erlaubt nicht den Einbau einer komplexen Avionik, Navigation oder gar eines Radargerätes und somit auch keine komplexe Bewaffnung, wie radargelenkte Raketen. Diese standen zwar Anfang der Sechziger noch nicht zur Verfügung, aber die Entwicklung zeichnete sich dahin ab. Mit zwei oder vier abwerfbaren Aussentanks war die Reichweite für europäische Verhältnisse zwar ausreichend, aber auf dem nordamerikanischen Kontinent und Global zu wenig. Diese Einschränkungen zusammen waren auch mit ein Grund, warum die USA ihre bestellten 50 Maschinen noch vor der Auslieferung an Deutschland abtraten. Der Einfluß der amerikanischen Flugzeugindustrie tat sicher ihren Anteil mit dazu bei.


Varianten

G.91R

G.91R/1

Schon recht früh erkannte man die Fähigkeit der G.91 zum Umbau als Fotoaufklärer. So entstand bereits 1957 die Variante G.91R/1 (R steht für das englische Wort Reconaissance=Aufklärung, Erkundung), eine Standard-G.91 mit leicht verkürzter Nase und ausgestattet mit 3 Stück 70-mm-Kameras für Front- und Schrägaufnahmen (in großer Höhe auch für Senkrechtaufnahmen geeignet).

10 dieser Maschinen wurden von den Luftstreitkräften der USA Anfang der 1960er-Jahre getestet.

Eine als G.91R/1A bezeichnete Ausführung war eine mit zusätzlichen Navigationsgeräten und zusätzlichen Waffenträgern an den Tragflächen ausgestattete G.91R/1.

Als G.91R/1B war eine G.91R/1 mit verstärkter Zelle sowie einem geänderten Fahrwerk (stärkere Radbremsen und schlauchlosen Reifen) bezeichnet.

G.91R/3

G.91 der portugiesischen Luftwaffe

Die bundesdeutsche Luftwaffe forderte nach Tests der G.91 leichte Veränderungen hinsichtlich der Bewaffnung (die MG wurden durch zwei 30-mm-Kanonen ersetzt) und der Navigationsgeräte. Von den insgesamt 344 gefertigten G.91R/3 wurden 270 Stück im Rahmen des Lizenzabkommens mit Fiat in der Bundesrepublik hergestellt. Der Jungfernflug der ersten G.91R/3 erfolgte am 20. Juli 1965, die Produktion endete im Mai 1966.
G.91R/4

Bei der R/4 handelte es sich um eine R/3 mit der waffentechnischen Ausstattung der R/1. 50 dieser Maschinen wurden ursprünglich von den USA erworben, kamen jedoch letztlich zur deutschen Bundesluftwaffe. 40 Maschinen erhielt die portugiesische Luftwaffe.


G.91T


Fiat/Aeritalia G.91Y

Die G.91T war eine zweisitzige Version des Grundmusters, entwickelt als Überschall-Ausbildungsflugzeug, jedoch auch zur Verwendung als zweisitziges Kampfflugzeug. Begonnen wurde mit der Entwicklung dieser Variante im Jahre 1958, der Erstflug war am 31. Mai 1960. Als G.91T/1 erhielt die italienische Luftwaffe 76 dieser Flugzeuge. Leicht modifizierte und als G.91T/3 bezeichnete Maschinen gingen 66 Maschinen an die bundesdeutsche Luftwaffe, davon waren 22 Exemplare bei Dornier gefertigte Lizenzbauten.

Geplant war auch eine als T/4 bezeichnete Variante, eine T/1, die mit der Elektronik der Lockheed F-104 (Starfighter) ausgestattet werden sollte. Zum Bau der T/4 ist es jedoch nicht gekommen.


G.91Y

Im Jahre 1965 wurde bei Fiat mit der Entwicklung einer zweistrahligen Version der G.91 begonnen, basierend auf der Variante G.91T und ausgerüstet mit zwei General-Electric-Turbinen. Mit dieser Konfiguration wurde eine Leistungssteigerung von ca. 60 % erreicht. Die erste Maschine der 20 Flugzeuge umfassenden Vorserie - geordert von der italienischen Luftwaffe - flog im Juli 1968.

Weitere geplante Varianten, die aber nicht über das Entwicklungsstadium hinaus kamen, waren die G.91Y/T, ein zweistrahliger Zweisitzer für Ausbildungszwecke, und die G.91Y/S, eine Version auf Grund einer Ausschreibung der schweizerischen Luftwaffe.

Mit der Fusion von Fiat mit anderen italienischen Flugzeugherstellern zu Aeritalia SpA im Jahre 1969 änderte sich die Bezeichnung der Maschinen in Aeritalia G.91.