Pilatus PC-6
Pilatus PC-6
Daten und Fakten :

Pilatus PC-6 ist die Bezeichnung für ein einmotoriges STOL-Flugzeug des Schweizer Herstellers Pilatus Aircraft. Es existieren mit dem Pilatus Porter (PC-6 mit Kolbenmotor) und dem Pilatus Turbo-Porter (PC-6/A bis PC-6/C mit Propellerturbine) zwei unterschiedlich angetriebene Ausführungen. Bei dem universell einsetzbaren Arbeitsflugzeug können alternativ zum Radfahrwerk auch Kufen oder Schwimmer installiert werden. Die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten werden zusätzlich durch die leichte Umrüstbarkeit vom Passagier- zum Frachttransport ergänzt. Die PC-6 wird in unterschiedlichen Rollen als Sanitätsflugzeug (mit zwei Tragen und fünf Sitzen, einschließlich der Crew), in der Luftbildfotografie, für den Abwurf von Versorgungsgütern, zum Absetzen von Fallschirmspringern und für Sprüheinsätze in der Landwirtschaft eingesetzt.

Geschichte

Porter

Die PC-6 Porter entstand aus einer privaten Initiative der Pilatus Flugzeugwerke als Arbeitsflugzeug mit Kurzstarteigenschaften (STOL). Grundlage für die Konstruktion war die Pilatus P-4, die als Prototyp im Jahre 1948 flog und bereits eine sehr ähnliche Auslegung wie die PC-6 hatte. Die Entwicklungsarbeiten am Porter wurden 1957 aufgenommen.

Am 4. Mai 1959 konnte der erste von fünf Prototypen der Porter (Zivile Zulassung: HB-FAN, geflogen von Rolf Böhm), seinen Erstflug absolvieren. Die Schweizer Luftzulassung wurde im August 1959 erteilt. Im Dezember 1959 übernahm der bekannte Gletscherpilot Hermann Geiger als Vertreter des AéCS Sektion Wallis den dritten Prototyp HB-FAP. Von da an wurde der Porter bei unzähligen Versorgungs- und Rettungsflügen auch in den Bergen eingesetzt.

Turbo-Porter

Trotz des Erfolges war klar, dass der Porter mit den Lycoming-Kolbenmotoren von 250 kW (340 PS) an der Leistungsgrenze war. Die zu dieser Zeit beste auf dem Markt erhältliche Propellerturbine war die französische Turboméca Astazou II mit 385 kW (523 PS). Damit ausgerüstet startete am 2. Mai 1961 der PC-6/A Turbo-Porter zu seinem Erstflug. Abgesehen vom Triebwerk, einem anderen Propeller und vergrößerten Tanks, ist der Turbo-Porter weitgehend baugleich mit der Kolbenmotorausführung.

Den eigentlichen Durchbruch schaffte der Turbo-Porter 1964, als in die PC-6/B benannte Version das zuverlässigere kanadische Pratt-&-Whitney-PT6-Triebwerk eingebaut wurde. Im gleichen Jahr erfolgte eine Lizenzvergabe für den Porter an die amerikanische Firma Fairchild-Hiller Corporation. Damit war Porter das erste Schweizer Flugzeug, welches im Ausland in Lizenz hergestellt wurde.

Lizenzfertigung in den USA

Auf einem Ablieferungsflug nach Alaska machten im Dezember 1962 zwei Pilatus Porter eine ungeplante Zwischenlandung in Hagerstown. Mechaniker der dort beheimateten Fairchild Co. sollten eine Reparatur ausführen. Der anschließende Prüfflug wurde vom Piloten benutzt, der Fairchild-Führung die STOL-Eigenschaften des Flugzeuges zu demonstrieren. Beeindruckt von den potentiellen Möglichkeiten der Maschine mietete Fairchild daraufhin einen Porter und begann Verhandlungen für den Weiterverkauf und als Lizenznehmer. Am 16. Dezember 1964 konnte ein entsprechender Vertrag abgeschlossen werden.

Schon vorher hatte Fairchild die Schwäche des von einer Astazou-II-Turbine angetriebenen Flugzeuges erkannt: Der elektrische Verstellmechanismus des Dreiblattpropellers. In die Maschine N187H wurde deshalb eine 404 kW (550PS) starke Turbine Pratt & Whitney PT6 eingebaut und das Flugzeug startete am 1. Mai 1964 zum Erstflug. Es erhielt die Bezeichnung PC-6/B. Später folgte noch die Version PC-6/C mit einem TPE-331-1-Triebwerk von Garrett AiResearch.

Arbeitsluftfahrt

Große Bedeutung hatte ab den frühen siebziger Jahren die Arbeitsluftfahrt. Die Ciba-Pilatus Aerial Spraying Co. setzte während vieler Jahre neben anderen Flugzeugtypen auch 18 mit Sprühausrüstung versehene Turbo-Porter ein. Großen Anteil an der Schweizer Arbeitsluftfahrt im Ausland hat die Zimex Aviation. Sie setzte neben dem Twin Otter auf den Turbo-Porter und hatte bis heute an die 30 verschiedene PC-6 in ihrem Einsatzplan. Ihr Operationsgebiet liegt vorwiegend in der Dritten Welt, oft in Wüstengebieten. Neben Versorgungsflügen für die Erdölindustrie stehen ihre Porter auch immer wieder im humanitären Einsatz für das Rote Kreuz, die UNO und weitere Organisationen.

Konstruktion

Die PC-6 ist ein abgestrebter Hochdecker in Ganzmetallbauweise mit einem NACA 64-514 Tragflächenprofil. Die einholmige Tragfläche besitzt eine konstante Tiefe von 1,90 m, aber weder Luftbremsen noch Trimflächen und auch keine Enteisungs-Einrichtung. Der Rumpf ist in einer Halbschalenbauweise ausgeführt. Das Spornradfahrwerk ist nicht einziehbar. Es können auch Pilatus Rad/Skis oder EDO 39-4000 oder 58-5480 Schwimmer installiert werden. Ein 800-l-Tank zur Brandbekämpfung ist optional in die Kabine einbaubar. Vertikal- und Schrägbildkameras für Fotoflüge können installiert werden. Ein Schleppsack auf einer Winde mit 1.500 m Seil ist zur Zieldarstellung verwendbar. Für Schneelandungen können Skis montiert werden. Für längere Flüge ist es möglich Aussentanks (2 x 238 Liter) anzuhängen. Die Transportkapazität beträgt 11 Personen oder 2 Krankentragen und 2 Personen oder Lasten bis 1.100 kg.

Nutzung

Aktuelle Nutzung


Eine häufige Nutzung heute: Fallschirmspringer steigen in eine Turbo-Porter zum Absetzflug ein.Von den bis heute (August 2010) 557 gebauten Exemplaren sind zur Zeit noch mindestens 267 Flugzeuge, überwiegend in der Version PC-6/B in 63 Ländern im Einsatz. Während in der Schweiz noch 38 Stück fliegen, sind dies in Deutschland noch 18. Die Maschine ist, mit ca. 5 Exemplaren pro Jahr, immer noch in Produktion.

Hervorzuhebende Einsätze

Am 12. März 1960 startete der erste Prototyp zu einer Reise nach Nepal. Getauft auf den Namen «Yeti», leistete er mit den Piloten Ernst Saxer und Emil Wick Dienste für die Schweizer Dhaulagiri-Expedition im Himalaya. Der Porter flog zahlreiche Material- und Personentransporte mit voller Nutzlast bis auf eine Höhe von 5700 m über Meer und erhielt dafür einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde für die höchstgelegene Landung, die je von einem Starrflügel-Flugzeug durchgeführt wurde. Dies war Veranlassung für die nepalesische Regierung, zwei Porter zu bestellen. Zwei weitere bestellte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz, ebenfalls für den Einsatz in Nepal.

Die ersten Turbo-Porter konnten 1962 der französischen Air Alpes, einem Schweizer Kunden sowie der Wien Alaska Airlines und der Northern Consolidated Airlines übergeben werden (die beiden Konkurrenten fusionierten dann 1968). Air Alpes baute mit den Turbo-Portern einen Kurzstreckendienst im Hochgebirge auf. Orte wie La Plagne (1900 m), Tignes (2100 m), Val-d’Isère (2700 m) und Courchevel (2000 m) wurden angeflogen. So genannte Altiports von etwa 200 bis 300 Metern Länge und einem Gefälle bis zu 36 Prozent dienten als Landeplätze.

Aufgabe der Flugzeuge der von der CIA betriebenen Fluglinie Air America war es, vorgeschobene US-Einheiten in Laos zu versorgen. Zum Beispiel Radarstationen zur Leitung der Bombardierung Nordvietnams. Eine andere wichtige Aufgabe war der Transport von Waffen und Versorgungsgütern zu US-freundlichen Guerillas. Rückfracht war häufig Heroin oder dessen Vorprodukte. Als die Front der Pathet Lao näher an die US-Stützpunkte heranrückte, änderte sich das Aufgabenprofil hin zur Direktversorgung der Schützengräben mit Munition und Lebensmitteln. Die PC-6-Piloten schafften 50 Flüge zwischen Basis und Abwurfpunkten pro Tag.

Nach Aussagen der Piloten, die die PC-6 flogen, waren die Erstlieferungen der Turbo-Porter mit einigen Problemen behaftet. Die PC-6/A-H2 mit Turboméca Astazou II neigte unter den klimatischen Bedingungen von Laos und Vietnam zu kapitalen Turbinenschäden. Alle PC-6 von Air America wurden in Tainan auf Garrett TPE-331-25DF umgerüstet. Parallel hatte Pilatus auf die negative Beurteilung mit dem Ersatz der Astazou II durch die Pratt & Whitney PT6 reagiert, aber die CIA blieb bei der Garrett-Turbine: Neue Lieferungen sowohl von Fairchild als auch aus Stans erfolgten als PC-6C/H-2.