Saab 105
Saab 105

Daten und Fakten :

Die Saab 105 ist ein strahlgetriebener Schulterdecker des schwedischen Herstellers Saab. Eine Besonderheit sind die nebeneinanderliegenden Pilotensitze und das T-Leitwerk. Sie entstand auf Basis eines zivilen Geschäftsflugzeuges. Neben ihrer Hauptverwendung als Schulflugzeug wurde und wird sie auch als Kampf- und Aufklärungsflugzeug eingesetzt.

Geschichte

Die Entwicklung der Saab 105 begann Ende der 1950er Jahre. Der Erstflug des ersten Prototyps fand am 29. Juni 1963 mit dem Testpiloten Karl-Erik Fernberg statt. Schweden bestellte 1962 zuerst 130 Maschinen, stockte die Bestellung später aber auf 150 Stück auf. Ein zweiter Prototyp flog am 17. Juni 1964 erstmals. Nach einigen Änderungen am Trag- und Triebwerk startete am 27. August 1965 die erste Serienmaschine zum Erstflug.Die schwedische Luftwaffe erhielt zwischen 1966 und 1969 ihre 150 Maschinen, die als SK 60 bezeichnet wurden. Die Maschinen wurden mit einer Lizenzversion des 742 kp Schub liefernden Turboméca-Aubisque-Triebwerks, dem RM 9, ausgerüstet. 46 Maschinen erhielten ab 1970 Außenlaststationen für 30-mm-Kanonenbehälter oder ungelenkte Raketen. Diese Maschinen erhielten die Bezeichnung SK 60B. Eine Aufklärungsvariante mit Einbauraum für Kameras im Bug bekam die Bezeichnung SK 60C. Die Grundversion wurde später als SK 60A bezeichnet.

Weitere Varianten waren die SK 60D, eine Verbindungs- und Ausbildungsvariante mit vier Sitzen und die SK 60E, ebenfalls mit vier Sitzen, jedoch mit nichtmilitärischer Avionik. Bei allen Varianten ist es möglich, die beiden militärischen Schleudersitze gegen vier herkömmliche Sitze zu tauschen.

Zwischen 1988 und 1991 erhielten alle 142 noch bei der schwedischen Luftwaffe im Einsatz befindlichen SK 60 strukturelle Verstärkungen und Änderungen an den Schleudersitzen, um die Verwendung eines verbesserten Fallschirms zu ermöglichen. Ab 1995 erhielten 105 Maschinen Triebwerke des Typs Williams FJ 44-1C (RM 15) sowie neue Instrumente. Die Typbezeichnungen blieben gleich. Diese so umgerüsteten Maschinen werden nur noch für Ausbildungszwecke und als Verbindungsflugzeuge verwendet. Sie sollen bis 2015 im Dienst bleiben. Maschinen dieses Typs werden von der schwedischen Kunstflugstaffel Team 60 verwendet.

Saab 105 OE


Die Exportversion Saab 105XT wurden ab 1970 an Österreich ausgeliefert und dort als Saab 105 OE bezeichnet. Anfang 2009 steht der Typ in beiden Ländern noch im Einsatz; die Einsatzdauer ist sowohl in Schweden als auch in Österreich bis nach 2010 geplant.

Österreichs Bundesheer besaß 40 Saab 105 OE, davon sind jedoch nur noch 28 im Einsatz. Verwendet werden die Saab 105 derzeit noch bei der Düsentrainerstaffel/Überwachungsgeschwader.

Einsatzmöglichkeiten der Saab 105 OE sind die Schulung (Hauptaufgabe) und Luftraumüberwachung. Weitere Einsätze sind VIP-Transporte in 4-Sitzer-Versionen, heute nur noch eine untergeordnete Rolle im Bundesheer spielt der Einsatz als Jagdbomber und Aufklärungsflugzeug.

Die Bewaffnung besteht aus Maschinenkanonen (in MG-Pods). Darüber hinaus konnten die 105 OE bis vor einigen Jahren noch auch mit ungelenkten Raketen sowie Aufklärungs- und Luftprobenbehältern bestückt werden.

Kunstflug

Österreich stellte 1974 mit Hptm. Rathgeb und 1979 mit dem ehemaligen Luftwaffenchef, GenMjr. Erich Wolf, zweimal den militärischen Kunstflugweltmeister auf Saab 105. Außerdem flogen die österreichischen Kunstflugteams „Silver Birds“ und später das „Karo-As“-Team auf Saab 105.

Zwischenfälle

Am 9. Januar 1973 stürzte eine Saab 105 OE (GH-18), wenige Meter neben der Landebahn des Fliegerhorst Vogler ab und ging in Flammen auf. Die beiden Piloten Hauptmann Leopold Hoffmann und Oberleutnant Hans Georg Hartl kamen ums Leben. Staffelkommandant Hoffmann galt unter Flugexperten als der zu dieser Zeit beste Flieger des Bundesheeres.

Am 6. August 1981 startete eine Saab 105 OE (GI-19) vom Fliegerhorst Brumowski zu einem übungsmäßigen Orientierungsflug Richtung Zeltweg. Nach wenigen Minuten Flugzeit überquerte die Maschine in viel zu geringer Höhe das Gemeindegebiet von Gaaden und raste anschließend in die Ortschaft Grub. Die Maschine stürzte in das Haus von Karl Musil, Solotänzer an der Wiener Staatsoper. Karl Musil und seine Frau wurden lebensgefährlich, ihre beiden Kinder und ein Nachbarskind schwer verletzt. Die beiden Piloten Major Alois Strahner und Leutnant Gerhard Wiesinger kamen ums Leben. Durch den Absturz entstand hoher Sachschaden in Grub, zudem war die Stromversorgung für Stunden unterbrochen.

Am 3. März 1995 starteten zwei Saab 105 OE (YA-01 und YA-05) vom Fliegerhorst Vogler um in Richtung Katschberg-Innerkrems-Hochkönig und zurück eine Systemüberprüfung für das Luftraumüberwachungssystem durchzuführen. Der als sehr erfahren geltende und als Fluglehrer dienende Klaus G. (YA-05) wurde als Rottenführer eingeteilt um die beiden weniger erfahrenen Piloten Fähnrich Johann Plank und Wachtmeister Manfred Fler (YA-01) zu führen. Da sich an diesem Tag der Sohn und die Gattin von Klaus G. im Skigebiet Innerkrems befanden, wich dieser ohne Absprache mit der Begleitmaschine oder einem Vorgesetzten vom vorgegebenen Kurs ab und überflog zwecks "Verwandtenbesuch" die Sesselliftstationen des Skigebietes mit einer sogenannten "Tonnenrolle". Fähnrich Plank begann in der Absicht, vom Rottenführer "getestet" zu werden, ebenfalls die für ihn überraschend eingeleitete und nie geübte Tonnenrolle, geriet jedoch zu tief und prallte gegen den Westhang des Sauereggnocks. Fähnrich Plank und der in der Maschine als Techniker mitgeflogene Wachtmeister Fler waren auf der Stelle tot. 1997 wurde Klaus G. vom Oberlandesgericht Graz wegen fahrlässiger Tötung unter besonders gefährlichen Verhältnissen (§ 81 Z 1 StGB) sowie Verstoßes gegen die Luftverkehrsregeln (§§ 7 und 10 Abs 4 LVR) zu einer Freiheitsstrafe von 12 Monaten auf Bewährung verurteilt, zudem wurde ihm die Fluglizenz entzogen.

Technische Daten

Kenngröße Daten der Saab 105XT

Länge 10,50 m

Spannweite 9,50 m

Höhe 2,80 m

Flügelfläche 16,30 m²

Antrieb Zwei Strahltriebwerke General Electric J85-GE-17B mit je 1.280 kp Schub

Max. Geschwindigkeit 970 km/h auf Meereshöhe

Dienstgipfelhöhe 13.700 m

Reichweite 2.770 km mit zwei 490-l-Zusatztanks

Leergewicht 2.520 kg

Max. Fluggewicht 6.500 kg

Bewaffnung

an sechs Unterflügelstationen maximal 2.350 kg Kampfmittel

Luft-Boden-Waffen

zwei 30-mm-MATRA-SA-10-ADEN Mk4-Maschinenkanonen-Behälter mit 150 Schuss Munition

zwölf ungelenkte Raketen (Kaliber 75 mm)

zwölf ungelenkte Raketen Bofors M70X (Kaliber 135 mm)

eine Anti-Schiffslenkwaffe RB05A bzw. Saab 305

vier 120-kg-Freifallbomben M63FFV

vier Virgo 120 kg Streubombe

Externe Behälter

acht Radiak-Behälter zur Entnahme von Luftproben (für Messung der Radioaktivität nach Reaktorunfällen)

zwei Flügeluntertanks (Zusatztanks für 490 Liter Kerosin)

acht Vinten-Aufklärungsbehälter (mit je fünf VINT-360-Kameras)