Saab JAS-39 Gripen

Saab JAS-39 Gripen

Daten und Fakten :

 
Die Saab JAS 39 Gripen ist ein schwedisches Mehrzweckkampfflugzeug und die Nachfolgerin der „SAAB 37 Viggen“.

Die Prototypen flogen ab 1988 und die aktuelle Version – JAS 39C/D – steht seit 2005 bei der Schwedischen Luftwaffe (Flygvapnet) im Einsatz. Neben seinem Einsatz bei der Flygvapnet befindet sich die „Gripen“ auch bei den Luftstreitkräften weiterer Staaten im Einsatz. Ab dem Jahr 2007 will die Schwedische Luftwaffe ihren Bestand an aktiven „Gripen“ auf etwa 60 Maschinen reduzieren und die verbleibenden Maschinen alle auf den JAS 39C/D-Standard bringen.

 Entstehungsgeschichte
Gebaut wird das Flugzeug von einer Tochtergesellschaft der SAAB AB, der „Gripen International“ (Kooperation zwischen „Saab Technologies“ und BAE Systems) im schwedischen Linköping. Der Großteil des Flugzeuges wird in Schweden gefertigt und endmontiert. Weitere Komponenten stammen hauptsächlich von europäischen Firmen, einige Teile jedoch auch aus den USA und Südafrika. Der Rollout war am 26. Februar 1987; der Erstflug folgte am 9. Dezember 1988. Fünf Prototypen, eine Hülle für statische Versuche und zwei Kabinen für Versuche mit dem Schleudersitz wurden gebaut. Die Erprobung der Prototypen dauerte wegen zweier Abstürze und Problemen mit der US-amerikanischen Fly-by-Wire-Software länger als geplant. Die „Gripen“ wurde 1993 von der schwedischen Luftwaffe auf dem Fliegerhorst von Linköping zuerst in den Dienst gestellt.


 Abstürze
Insgesamt sind seit 1989 fünf Saab Gripen abgestürzt.

Am 2. Februar 1989 verunglückte der erste Prototyp (39-1) bei der Landung. Der Pilot erlitt nur einen Armbruch.
Am 8. August 1993 stürzte ein Gripen in der Innenstadt von Stockholm bei einer Flugshow neben der Brücke Västerbron auf Långholmen ab. Der Pilot stieg per Schleudersitz aus (derselbe Pilot wie beim ersten Absturz).
Am 20. September 1999 stürzte ein Gripen von der Airwing F-7 in den See Vänern. Der Pilot stieg per Schleudersitz aus.
Am 1. Juni 2005 erfolgte der Absturz eines Gripen von der Airwing F-17. Der Pilot stieg per Schleudersitz aus.
Am 19. April 2007 stürzte ein Gripen JAS 39C der F21 Fighter Wing bei Luleå ab. Der Pilot wurde offenbar ungewollt mit dem Schleudersitz ausgeschossen.

 Funktionsbeschreibung
Die „Saab JAS 39 Gripen“ (zu deutsch der Greif) ist ein primär ein- oder doppelsitziges, schwedisches Mehrzweckkampfflugzeug. JAS steht für Jakt, Attack och Spaning, das heißt Jagd, Angriff und Erkundung. Die „Gripen“ ist das erste Flugzeug der vierten Generation. Sie ist für den harten Wintereinsatz auch von Behelfspisten, Autobahnen und unbefestigten Straßen ausgelegt. Zudem erfüllt die „Gripen“ die Forderungen nach hoher Zuverlässigkeit, einfacher Wartung (zum Teil durch Wehrpflichtige) und universellem Einsatz. Bei besonders kalter Witterung lässt es sich nach vergleichsweise kurzer Anheizphase mit dem Hilfstriebwerk rasch in die Luft bringen. Auch auf schwierigen Bodenverhältnissen ist das Abheben und die Landung kein größeres Problem für erfahrene Piloten. Da sich eine Anschaffung für Saab nur bei der Produktion einer hohen Stückzahl deutlich über 200 rechnete, wurden bislang 64 Exemplare an andere, zu jenem Zeitpunkt blockfreie Staaten wie Südafrika oder Ungarn veräußert.


 Versionen 
JAS 39 "Gripen"
Fünf Testmaschinen bzw. Prototypen (39-101 bis 39-105)

JAS 39A "Gripen"
Erste Mehrzweckkampfflugzeugversion, kein Export. Cockpit mit mono-farbenen MFD, alles in schwedischer Sprache beschriftet. Unterschiede zwischen Batch 1 und Batch 2 Maschinen: Batch 2 Maschinen sind analog der JAS 39C Batch 2 ausgerüstet.

JAS 39B "Gripen"
Zweisitzige Version der JAS-39A für Kampf- und Trainingseinsätze. Unterschied: fehlende Bordkanone, 2. baugleiches Cockpit hinter Piloten und weniger interner Treibstoff.

JAS 39C "Gripen"
Verbesserte Version mit neuem Glascockpit größeren MFD, neues APU, OBO-Generator(Sauerstofferzeuger) und Flugbetankungssonde. Unterschiede zwischen Batch 2 und Batch 3 Maschinen: Batch 3 ist die Exportversion mit englisch beschrifteten Cockpit, erweiterte Bewaffnung, verbessertem Triebwerk, FADEC und Data-Link.

JAS 39D "Gripen"
Zweisitzige, kampftaugliche Version der JAS-39C, welche auch als Wild Weasel oder Dronenleitstelle operieren soll.

JAS 39 EBS "Gripen"
Bezeichnung für die JAS 39C/D für den Export. Die Bezeichnung EBS HU bedeutet „Export Baseline Standart Hungary“ und unterscheidet sich von den JAS 39C durch das Link 16-Datalink, Nato-Pylons, größere Zusatztanks sowie Nato-Standardbewaffnung. Sämtliche Beschriftungen und Computersysteme sind in englischer Sprache vorhanden.

JAS 39 "Gripen NG"
Geplante verbesserte einsitzige Version, basierend auf der JAS 39C, mit Neuerungen wie Active Electronically Scanned Array-Radar, Ködern, GE-414G-Triebwerk und neuerer Bewaffnung und neuen Aufhängepunkten. Der Prototyp dieser Version wurde am 23. März 2008 zum ersten mal vorgestellt. Diese Version besitzt eine auf 16.000 kg erhöhte Abflugmasse und 1000 kg mehr Zuladung. Sie besitzt 1.400 kg mehr Tankkapazität und soll über Supercruise Fähigkeiten verfügen. Das Hauptfahrwerk der maschine wird nun in einer Verkleidung unter dem Rumpf untergebracht, was durch die breitere Spur auch die Anbringung zweier zusätzlicher Aufhängungen am Rumpf mit max. 910 kg Zuladung möglich macht. Auch die Avionik (Radar mit elektronischer Strahlschwenkung, Selbstschutzsystem, Kommunikationssystem) wurde verbessert.


 ungebaute oder geplante Versionen
JAS 39 Gripen DK Alte Bezeichnung für die Gripen NG der geplante Version für Dänemark.
JAS-39E/F "Gripen" Alte Bezeichnung für die Gripen NG.
JAS 39 Gripen N Geplante Version für Norwegen, verbesserte JAS-39C/D.
"JAS 39 Super Gripen" Alte Bezeichnung für die Gripen NG.
JAS-39X "Gripen" Einstmals geplante Exportversion für die saudische RSAF; unterlag in der Evaluation gegen Typhoon.
"JAS 39 Super Gripen IN" Exportversion für Indien auf Basis der Gripen NG

 Technische Daten JAS-39 A/B 
Kenngröße Daten
Typ Mehrzweckkampfflugzeug
Länge 14,10 m (Zweisitzer: 14,80 m)
Flügelspannweite 8,40 m
Höhe 4,70 m
Flügelfläche 25,54 m²
Tragflächenbelastung Minimal (Leergewicht): 259 kg/m²
Maximal (maximales Startgewicht): 548 kg/m²
 Leergewicht 6.620 kg
Max. Startgewicht etwa 14.000 kg
Tankkapazität 4.000 Liter
Höchstgeschwindigkeit Mach 2+, im Tiefflug 1.470 km/h [2]
Dienstgipfelhöhe 18.000 m
Reichweite 3.000 km Überführungsreichweite[3](Luftbetankung bei JAS-39C/D möglich)
Benötigte Startbahn/Landebahn 800 m
Triebwerk Volvo Aero RM12 (ein F-404 Derivat)
Schubleistung 80 kN mit Nachbrenner
Schub-Gewicht-Verhältnis Maximal (Leergewicht): 1,23
Minimal (maximales Startgewicht): 0,58
 Systempreis gegen USD 100 Millionen
 
 Triebwerk
Bei den JAS-39A und B ein Volvo Aero RM12, ein von General Electric verbessertes F404 Triebwerk mit Nachbrenner. Für die JAS-39C/D wurde das verbesserte Volvo RM12UP verwendet. Seit 2007 wird die Möglichkeit der Nachrüstung mit einem GE F414G geprüft.

Volvo Aero RM12
Volvo Aero RM12UP
General Electric GE F414G

 Sicherheits- und Rettungssysteme

 Sprengschnur
Die Cockpithaube hat oben eine Sprengschnur eingearbeitet, um im Falle eines Ausstieges Verletzungen des Piloten vorzubeugen.


 Schleudersitz
Für den Notausstieg bei Unterschall ist für jeden Piloten ein vollautomatischer „Martin-Baker Mk.10LS “-Schleudersitz eingebaut. Der gasbetriebene Schleudersitz verfügt neben dem Piloten-Fallschirm auch über einen Anschluss für die Anti-G-Hose, einen Sauerstoffanschluss sowie ein Überlebenspaket. 2007 gab es Probleme mit einem ungewollten Ausschuss, als offenbar der Anti-G-Anzug den Auslösegriff bei hoher G-Beschleunigung betätigte.


 Airbag
Für den Piloten im zweiten Cockpit (bei den Doppelsitzvarianten) ist ein Airbag im Frontpanel eingebaut, um ihn beim Ausstieg des vorne sitzenden Piloten mit dem Schleudersitz vor Splittern der berstenden Cockpithaube zu schützen.


 ABS
Das Fahrwerk des Gripen verfügt über Bremsen mit ABS, um auf den schwedischen Behelfsstartbahnen, bei schlechten Pistenverhältnissen und auf kurzen Strecken starten und landen zu können.


 Bewaffnung 

 festinstallierte Bordkanone 
1 x Mauser BK-27 27mm-Revolver-Maschinenkanone mit 120 Schuss Munition (nur in einsitzigen Maschinen)
an vier Unterflügelstationen, zwei Flügelendenschienen und zwei Unterrumpfstationen für maximal 4´000 kg Kampfmittel


 Luft-Luft-Bewaffnung
6 x Rb 74 (schwedische Lizenzproduktion der Raytheon AIM-9L "Sidewinder")
6 x Raytheon AIM-9L/I "Sidewinder"
6 x Rb 99 (schwedische Lizenzproduktion der Raytheon AIM-120B "AMRAAM")
6 x Raytheon AIM-120C-5 AMRAAM(für Exportversion)
6 x Rb 98 Diehl BGT Defence "IRIS-T" (zur Zeit noch in der Erprobungsphase)
4 x MBDA Meteor (zur Zeit noch in der Erprobungsphase)
6 x Kentron "V-3E A-Darter" (für südafrikanische Maschinen)
4 x Kentron "A-4 R-Darter" (für südafrikanische Maschinen)

 Luft-Boden-Lenkwaffen
4 x Rb 75 „Maverick“ (schwedische Lizenzproduktion des AGM-65B-Models)
4 x Raytheon AGM-65D/G/H „Maverick“
2 x Saab RBS-15F (Antischiffs-Lenkwaffe)
4 x GBU-12 „Paveway II“ lasergelenkte Gleitbombe (227 kg)
4 x GBU-16 „Paveway II“ lasergelenkte Gleitbombe (454 kg)
GBU-10 „Paveway II“ lasergelenkte Gleitbombe (907 kg)
4 x Bofors CRV-7 Raketenwerfer für ungelenkte Raketen (Kaliber 70 mm)

 Luft-Boden-Freifallmunition
8 x NAD Crainer Mk.82 Freifallbomben 241 kg
8 x M51 Freifallbomben 120 kg
2 x Bk 90 (Bombkapsel) Schüttbombe gegen Panzerverbände

 Elektronikbehälter
1 x Rafael Litening-GIII-Pod" Zielbeleuchtungsbehälter (FLIR, TV-Kamera, Laserpeiler und Lasersuch- und Folgesystem)
1 x Vinten Vicon 70 Serie 72C Aufklärungs- und Überwachungsbehälter (mittlerweile durch SPK39 ersetzt)
1 x Saab SPK39 (SLAR-Aufklärungsbehälter)
1 x Ericsson „Eriejammer“ EKF-Störbehälter (nur JAS 39A/B)

 Treibstofftanks
3 x 1'400 Liter Zusatztank (für Kerosin; nur JAS 39EBS)
3 x 1'100 Liter Zusatztank (für Kerosin)
3 x 530 Liter Zusatztank (für Kerosin; nur Protottyp mit Tanks des SAAB JA-35 Draken)

 geplante Erweiterungen des Waffenarsenales 
2 x „TAURUS“ KEPD-150 (Marschflugkörper)
2 x Kentron „MUPSOW“
2 x Kentron „RAPTOR“
8 x GBU-39 (Small Diameter Bomb)
8 x MBDA Brimstone Panzerabwehr-Lenkwaffe

 Selbstverteidigungssysteme 

 Radarwarner
An den Startschienenenden am Flügelende sind je zwei Radarwarner installiert.


 Raketenanflugwarner 
Laser- und Lenkwaffenwarner sind bisher keine eingebaut worden.


 Täuschkörperwerfer
An den Startschienen unter dem Flügel können insgesamt vier Behälter für BOP-C (40, 20 oder 8 Täuschkörper) befestigt werden. Im Rumpf sind zwei Behälter für BOP-B (6 x 2 oder 3 Täuschkörper) montiert. Die Täuschkörper sind plättchenartig gefertigt und haben eine neuere chemische Wirkungsweise. CelsiusTech „Bo2D“ Radarschleppköder mit 100 m Schleppleine für Störkörper-Ausgabevorrichtungen an Waffenpylonen 2L oder 2R.


 Elektronische Kriegsführungssysteme 
Das von Ericsson Saab Avionics eingebaute EWS39 („Electronic Warfare System 39“ ab Baulos 3) ist im Rumpf integriert und die Daten aller Sensoren (RWR, IFF und Radar) analysiert, identifiziert sowie priorisiert und auf Wunsch automatisch die Bedrohungen bekämpft.


 Elektronischer Störbehälter
An der Unterrumpfstation ist der externe Ericsson „Eriejammer“ A110-Behälter mitführbar. Durch das EWS39 bei den JAS-39C/D ist dieser jedoch überflüssig.


 TIDLS 
Fortgeschrittenes Datenübertragungssystem, das es dem Gripenpiloten erlaubt, sich ohne eingeschaltetes Radar mit Daten von anderen Sensoren ein Bild der Lage zu machen. Weiter haben die JAS 39C/D das US-amerikanische Link 16-System eingebaut, um mit NATO-Kampfflugzeugen kommunizieren zu können.


 Gripen Benutzerländer 
Bei Saab sollen nach dem Stand der Bestellungen von 2007 insgesamt 249 Gripen-Serienflugzeuge in Linköping gefertigt werden. Die Produktion der SAAF-Maschinen erfolgt größtenteils bei Denel in Südafrika.

Liste der Staaten, die die Saab JAS 39 Gripen benutzen (Einsitzer und Zweisitzer):

 Schweden (Flygvapnet Schwedische Luftwaffe):
175 (75 x JAS 39A + 70 x JAS 39C + 14x JAS 39B + 14x JAS 39D; wovon 29 speziell für CZE, HUN und GBR gebaut und verleast/vermietet worden sind)

 Sudafrika Südafrika (South African Air Force South African National Defence Force):
1 (19 x JAS 39C + 9x JAS 39D, größtenteils noch in Produktion)

 Ungarn (Magyar Légierö Ungarische Streitkräfte):
14 (12 x JAS 39EBS HU (Einsitzer)+ 2x JAS 39EBS HU (Doppelsitzer), geleast bis 2017 bzw. für 10 Jahre)

 Tschechien (Vzdušné síly armády České republiky Tschechische Streitkräfte):
14 (12 x JAS 39C+ 2x JAS 39D, geleast bis 2017 bzw. für 10 Jahre)

 Thailand (Royal Thai Air Force):12
0 (12 x JAS 39EBS (Einsitzer), wovon 6 fix am 17. Oktober 2007 bestellt wurden und ab 2008 ausgeliefert werden)

 Vereinigtes Königreich (Royal Air Force):
1 (1 x Saab JAS-39D der Flygvapnet an die Empire Test Pilots' School der Royal Air Force stundenweise bis 2008 vermietet)


 Exportchancen 
Der zurzeit größte Konkurrent auf dem internationalen Kampfflugzeug-Markt ist, insbesondere aufgrund des günstigen „fly-away Preises“, die amerikanische Lockheed-Martin F-16 in der Ausführung Block52. Jedoch wird sich das spätestens Ende 2009 ändern, wenn die Produktionslinien von Lockheed-Martin die letzte F-16 ausliefern . Die Umstellung erfolgt dort auf die Lockheed Martin F-35, die jedoch für Exportkunden erst ab ca. 2017 erhältlich sein wird. Ungeachtet dessen wird eine F-35 bis zu dreimal so teuer sein. Kampfflugzeuge der Klasse F-22, Rafale und Eurofighter EF 2000 sind aufgrund ihrer Nutzlast und der Ausstattung mit zwei Triebwerken dem Gripen überlegen.