Stamer Lippisch SG38
Stamer Lippisch SG38

Daten und Fakten :


Technische Daten:

Leergewicht: 125 kg

Höchstzulässige Zuladung: 90 kg

Höchstzulässige Fluggewicht: 210 kg

Flächenbelastung: 13,1 kg/m²

Spannweite: 10414 mm

Länge: 6283 mm

Höhe: 2430 mm

Flügelfläche: 16,00 m²

Länge: 6,28 m

Flügeleinstellwinkel: +1,5 °

Flügelschränkung: 0 °

Flügelstreckung: 6,52

Profil: modifiziertes Zöglingprofil 35

Gleitzahl: 10 bei 52 km/h

geringstes Sinken: 1,3 m/s bei 48 km/h

Geschwindigkeitsbereich: 40-115 km/h

Windenschleppgeschwindigkeit: maximal 60 km/h

Flugzeug-Schleppgeschwindigkeit: maximal 90 km/h

Autoschleppgeschwindigkeit: maximal 60 km/h

zulässiges Lastvielfaches: +3g

Bruchlastvielfaches: +6g

Beschreibung:

Der Schulgleiter SG 38 ist wahrscheinlich das am weitesten verbreitete Flugzeug der Alleinflugausbildung der vierziger Jahre. Dieses Gleitflugzeug wurde 1938 entwickelt und ist in großer Stückzahl sowohl im Amateurbau als auch im Industriebau hergestellt wurden. Der SG 38 wurde hauptsächlich zur Anfängerschulung eingesetzt.
Die Konstrukteure des Schulgleiters SG 38 waren Fritz Stamer und Alexander Lippisch. Als weitere Väter dieses Gleitflugzeuges zählen außerdem die Flugzeugbauer, Konstrukteure und Fluglehrer: Schneider (Grunau-Baby), Hoffmann und Rehberg aus dem Flugzeugwerk Schneider in Grunau, nahe dem heutigen Jelenia Góra in Polen. Die Abkürzung SG bezieht sich ursächlich nicht auf die Bezeichnung Schulgleiter, sondern auf Schneider in Grunau.
Der Schulgleiter ist eine Weiterentwicklung aus den Mustern Zögling 31 und Zögling 35 sowie dem Grunau 9 (dem legendären Schädelspalter), an denen Fritz Stamer und Alexander Lippisch schon maßgeblich beteiligt waren. Bereits nach kurzer Zeit stellte sich heraus, dass dieses Flugzeug für die damals übliche Einsitzer-Schulung besonders geeignet war, da es auch härtere Landungen leicht wegstecken konnte. Kaum ein Gleitflugzeug wurde häufiger gebaut und geflogen. Tausende von Piloten machten ihre ersten Sprünge auf einem SG 38.
15 Jahre Entwicklungsarbeit an einfachen Gleitflugzeugen brachten im Jahre 1938 den ausgereiftesten Schulgleiter für die Anfängerschulung auf den Markt. Eine Leistungssteigerung wurde durch die Verbesserung eines Zöglingprofiles erreicht. Neben den industriell gefertigten circa 8750 Exemplaren entstand auch in den folgenden Jahrzehnten in den Segelflugvereinen eine unbekannte Menge. Er flog in vielen Ländern und war in der DDR bis etwa 1960 das Standard-Schulflugzeug. So wurden in den 50er Jahren im VEB Apparatebau Lommatzsch (Sachsen) sowie im VEB Waggonbau Gotha eine Anzahl von Schulgleitern gebaut. In Großbritannien produzierte die Firma Slingsby den Gleiter als T 38 (Grasshopper genannt). Dabei erhielt er einige Änderungen an Tragfläche und Leitwerk.

Konstruktion

Durch den einfach gehaltenen Aufbau eignete sich der SG 38 zur serienmäßigen Herstellung in Flugzeugwerften, aber insbesondere auch zum Bau in Fliegergruppen.
Der Schulgleiter SG 38 ist ein stahldrahtverspannter Hochdecker in Holzbauweise. Der Rumpf, Spannturm und Gitterschwanz sind als ebenes Holzfachwerk ausgebildet. Der Flügel ist zweigeteilt und hat eine geringe V-Form. Gespleißte Drahtseile zwischen dem Spannturm oben und dem Rumpf unten geben der Fläche den notwendigen Halt. Der als Gitterschwanz ausgebildete Leitwerksträger wird mit Bolzen am Spannturm angesteckt. Die Anlenkung der Ruderflächen erfolgt über zahlreiche Drahtseile und Umlenkrollen, die am Rumpf, Gitterschwanz sowie in den Tragflächen angebracht sind. Die Verwindungen der Querruder am Ruderaußenende nach oben dienen der Querstabilität und beugen Randbogenbeschädigungen am Boden vor. Zum Austrimmung werden je nach Gewicht des Piloten Bleigewichte vor den Steuerpedalen beziehungsweise am hinteren Spannturm angebracht. Die gefederte Kufe ist aus Eschenholz gefertigt.

Der Gummiseilstart

Der Gummiseilstart ist historisch gesehen die erste Möglichkeit gewesen, ein Segelflugzeug zu starten. Dazu wird ein circa 2-3 cm starkes Gummiseil in der Mitte an einem Haken an der Nase des Flugzeugs eingehängt. An den Enden des V-förmig ausgelegten Gummiseils sind normale Seile befestigt, die von den beiden Startmannschaften aus jeweils 4-6 Personen, den sogenannten "Gummihunden", besetzt werden. Am Rumpf des Flugzeugs wird ein kurzes Seil befestigt, das von 2 bis 4 Menschen festgehalten wird (Haltemannschaft) oder aber in einer Startfalle befestigt wird.

Nach Herstellen der Startbereitschaft hält der Fluglehrer den Flügel waagerecht und gibt nun Startkommandos. Auf das Kommando "Ausziehen!" beginnen die Startmannschaften ihr Seilende zu straffen und auszuziehen. Auf das Kommando "Laufen!" laufen die Startmannschaften los und bringen das Seil auf die optimale Spannung. Sobald diese erreicht ist, gibt der Fluglehrer das Kommando "Los!", worauf die Haltemannschaft ihr Seil loslässt oder die Startfalle durch den Fluglehrer entriegelt wird. Das Flugzeug wird vom Gummiseil beschleunigt und hebt ab. Beim Überfliegen der Gummihunde fällt das Gummiseil aus dem Haken heraus.

Idealerweise startet man am Hang, da bei Ausklinkhöhen von bis zu 10m Höhe der Flug sonst sehr schnell zu Ende wäre. Auf der Wasserkuppe kann heute bei Südwind (nur so kann der längste Hang genutzt werden) eine Flugdauer von über einer Minute erreicht werden, in den 30er Jahren wurden durch die Ausnutzung von Hangaufwinden Flugzeiten von mehreren Stunden erreicht.