Vickers VC-10
Vickers VC-10

Daten und Fakten :

Die Vickers VC10 der British Aircraft Corporation (BAC) war eines der ersten Langstreckenflugzeuge der Welt. Die Konstruktion des Typs begann Ende der 1950er-Jahre bei Vickers-Armstrongs (Aircraft) Ltd. Bis heute (2010) ist die VC10 bei der Royal Air Force als Tankflugzeug im Einsatz.

Entwicklung

1956 erhielt Vickers-Armstrongs von der Fluggesellschaft BOAC den Auftrag, ein düsengetriebenes Langstreckenflugzeug zu entwickeln. Dieses sollte insbesondere den Anforderungen auf den Strecken von London nach Südafrika und Australien gerecht werden. Das Design unterschied sich deutlich von bisherigen britischen Düsenflugzeugen wie der De Havilland „Comet". Vorherige Erfahrungen hatten gezeigt, dass die damaligen Tragflächenkonstruktionen, häufig mit in den Flächen integrierten Triebwerken, sehr störanfällig waren. Daher wurde entschieden, die vier Triebwerke am Heck anzubringen. Der Entwurf basierte in Teilen auf dem Entwurf für einen Militärtransporter für die RAF namens V.1000 aus dem Jahr 1952 und dessen zivilem Ableger VC7. Die ursprüngliche Version, deren Prototyp erstmals am 29. Juni 1962 flog, war für 135 Passagiere ausgelegt. Vickers-Armstrongs erhielt am 14. Januar 1958 einen erweiterten Auftrag über 55 Maschinen (35 Bestellungen + 20 Optionen). Die zunehmende Konkurrenz durch die Boeing 707 und die DC-8 wurde jedoch zum Problem, da diese billiger im Unterhalt erschienen. Nach der Konstruktion der um 8,12 m längeren und mit stärkeren Triebwerken ausgerüsteten Super 200 präsentierten daraufhin die Konstrukteure eine neue, verlängerte (aber gegenüber der original VC10 nur 3,9 m längeren) Version, die bis zu 212 Passagiere befördern konnte. Diese Version wurde als Super VC10 bezeichnet. In der Sowjetunion wurde die konzeptionell sehr ähnliche Iljuschin Il-62 gebaut. 1960 wurde der Flugzeugbau von Vickers-Armstrongs, Bristol, English Electric und Hunting Aircraft in der British Aircraft Corporation (BAC) vereinigt. Im Mai 1961 bestellte BOAC dann 15 Standard und 35 Super VC10 (einige davon in Frachtkonfiguration ähnlich der C1) bei BAC, änderte und kürzte den Auftrag später jedoch mehrmals, woraufhin die RAF als Abnehmer einsprang.

Einsatz als Passagierflugzeug

Am 1. April 1965 nahm BOAC den Liniendienst mit der VC10 auf der Strecke London–New York auf. Zu diesem Zeitpunkt war die Fluggesellschaft jedoch bereits verstärkt an der Boeing 707 interessiert, da diese leistungsfähiger war. Der staatliche Druck, ein in Großbritannien produziertes Flugzeug zu kaufen, führte letztlich dazu, dass die staatliche BOAC zusätzliche VC10 kaufte. Weitere Käufer waren vor allem Fluggesellschaften in Afrika und Asien, da das Flugzeug gerade bei höheren Temperaturen deutlich zuverlässiger war als die Konkurrenzmodelle. Letztendlich war der VC10 und der Super VC10 jedoch kein wirtschaftlicher Erfolg beschieden. Insgesamt wurden nur 64 Maschinen gebaut. British Airways, die Nachfolge-Gesellschaft der BOAC, musterte bereits 1981 ihre letzte VC10 aus. Bis zum Ende der 1980er-Jahre wurden auch die restlichen zivilen Maschinen in Afrika und Asien ausgemustert.

Militärische Nutzung


Während die VC10 auf dem zivilen Luftfahrtmarkt scheiterte, hatte sie im militärischen Bereich durchschlagenden Erfolg. Bereits 1961 bestellte die britische Royal Air Force fünf VC10 als Transportflugzeuge. Sie waren zu dem Zeitpunkt die leistungsfähigsten und größten Flugzeuge der RAF. Die Auslieferung an das No.10 Squadron in RAF Brize Norton begann 1966 und ab April des folgenden Jahres waren die Maschinen bereits im Einsatz (auf Langstreckentransporten nach Hongkong). Insgesamt wuchs diese Flotte bis 1996 auf 28 Maschinen. 1978 beauftragte die Royal Air Force den Rüstungskonzern British Aerospace mit der Umrüstung der VC10 bzw. Super VC10 zu Tankflugzeugen. Während des Falklandkrieges 1982 führte eine umgerüstete VC10 erstmals eine Luftbetankung durch. Seitdem sind die Flugzeuge, seit 1986 ergänzt durch neun Lockheed L-1011 TriStar, weltweit sowohl als Tank- als auch als Transportflugzeug im Einsatz. Im April 1987 stellte eine VC10 der RAF mit 16 Stunden, einer Minute und 30 Sekunden einen neuen Weltrekord auf der Strecke London–Sydney auf. In Anlehnung an das Kürzel VC trägt jede der Maschinen den Namen eines Trägers des Victoria Cross, der höchsten militärischen Auszeichnung des Vereinigten Königreichs.

Aufgrund ihres hohen Alters und steigender Wartungs- und Reparaturkosten sollten die VC10 dennoch bis 2010 ausgemustert werden. Als Nachfolgemodell wurde der Airbus A330 ausgewählt. Seit dem Ende der 1990er-Jahre wurde die Flotte um 12 Maschinen auf 16 reduziert, wobei eine VC10 bei einem Betankungsunfall am Boden zerstört wurde. In Folge dessen wurde alle verbleibenden Maschinen dem No. 101 Squadron unterstellt; ein Flugzeug ist permanent auf dem Stützpunkt Mount Pleasant auf den Falklandinseln stationiert und dem No. 1312 Flight zugeteilt. Im Januar 2007 wurde bekannt, dass die verbleibenden Maschinen noch fünf Jahre länger als geplant bis 2015 eingesetzt werden und hierfür noch einmal einer Modernisierung unterzogen werden sollen. Grund hierfür sind Verzögerungen bei der Anschaffung des Future Strategic Tanker Aircraft. Das im Oktober 2010 veröffentlichte Weißbuch sieht eine Ausmusterung des Typs bis 2013 vor. In der verbleibenden Zeit soll die VC10 im Regelfall nur noch als Tanker eingesetzt werden, die Transportaufgaben werden an die TriStar-Flotte übertragen. [1]

Technische Daten

Kenngröße Daten der VC10 Daten der Super VC10

Länge: 48,36 m (C1K 50,6 m) 52,32 m (K3/K4 54,6 m)

Spannweite: 44,55 m 44,55 m

Höhe: 12,04 m 12,04 m

Spurweite: 6,53 m 6,53 m

Radstand: 20,08 m 20,08 m (K3/K4 21,98 m)

Kabinenlänge: 28,18 m 28,18 m (K3/K4 32,00 m)

Max. Kabinenbreite: 3,50 m 3,50 m

Max. Kabinenhöhe: 2,26 m 2,26 m

Leergewicht: 63,28 t (C1K 66,22 t) 70 t (K3 70,2 t, K4 71,94 t)

Maximales Startgewicht: 141 t (C1K 146 t) 153 t (K3/K4 151,5 t)

Maximales Landegewicht: 106,6 t 106,6 t

Flugreichweite: 9765 km (6275 km C1 mit voller Nutzlast) 11.470 km

Höchstgeschwindigkeit: 915 km/h 933 km/h

Reisegeschwindigkeit: 685 km/h 685 km/h

Überziehgeschwindigkeit: 182 km/h 182 km/h

Dienstgipfelhöhe: 11.580 m 11.580 m

Startstrecke: 2530 m 2530 m

Landestrecke: 2135 m 2135 m

Passagiere: 135 176

Triebwerke: Vier Conway 42 Mk301 mit je 97,8 kN Vier Conway 43 Mk550B mit je 100,1 kN

Anzahl: 37 Flugzeuge 27 Flugzeuge